Die Dimensionen der weiblichen Kraft - was sie wirklich bedeutet

Weibliche Kraft – ein Begriff, der heute überall zu finden ist und mit dem auf Social Media jongliert wird. Kaum jemand kann ihn jedoch wirklich begreifen - das soll sich ändern.

Oft wird die weibliche Kraft auf Sanftheit, „Empfänglichkeit“ und Intuition reduziert - oder als „weibliche Energie“ bezeichnet, wobei es diesbezüglich meiner Ansicht nach Unterschiede gibt (dazu in einem weiteren Beitrag demnächst mehr).

Doch all das ist nur ein kleiner Ausschnitt eines viel größeren, komplexeren Feldes.

Seit einigen Jahren forsche ich an der Frage, was diese Kraft tatsächlich bedeutet. Nicht im spirituell-verkitschten Sinn, sondern als vielschichtiges Zusammenspiel psychischer, emotionaler, körperlicher, energetischer, spiritueller und kultureller Prozesse. Sie ist pure Magie mit schier endloser Tiefe - das ist mir klar geworden.

Ich habe vor allem durch meinen eigenen Weg und die Arbeit mit meinen Klientinnen erkannt: Die weibliche Kraft ist mehrdimensional. Sie ist kein “Zustand”, den eine Frau erreicht, sondern vielmehr ein „Bewusstseinsraum“, in dem alle Facetten des Frau-Seins miteinander in Beziehung treten. Im Grunde genommen ist diese Kraft auch nicht mit dem Verstand zu begreifen - man muss sie erleben.

Dennoch möchte ich in diesem Beitrag meinen Dimensions-Ansatz teilen, um die weibliche Kraft verständlicher und greifbarer zu machen. Nach meiner Auffassung lässt sich die weibliche Kraft in sechs Dimensionen einteilen, die alle miteinander verbunden sind und dazu beitragen, dass wir uns als Frau in unserer gesamten Tiefe erfahren können und uns von Innen heraus stark fühlen.


Die psychische Dimension

Hier begegnen wir nicht nur unseren Wünschen und Träumen, sondern auch unseren Ängsten, Mustern und verdrängten Anteilen. All das, was wir lange bekämpft oder weggeschoben haben, bleibt dennoch wirksam – im Unbewussten, im Körper, im Denken, im Verhalten.

Viele Frauen versuchen, nur das "Positive" an sich zu leben und unerwünschte Aspekte zu verstecken und zu verdrängen. Doch Ganzheit entsteht erst, wenn wir uns auch dem Dunklen zuwenden: den inneren Konflikten, der Scham, der Wut, der Traurigkeit, all dem, was wir aus unterschiedlichen Gründen nicht "in unserem Leben haben wollen". Unsere Schatten zeigen uns, wo noch Schmerz ist, aber auch, wo ungelebte Kraft darauf wartet, genutzt zu werden.

In der Integration liegt der Schlüssel: Wenn wir beginnen, all unsere Anteile anzunehmen – die sanften und die wilden, die verletzten und die unbequemen – erwächst daraus eine tiefe innere Stabilität, Resilienz und ein neues Bewusstsein über die eigene Identität.

Denn nur, wer sich selbst vollständig sehen kann, kann sich auch vollständig leben.


Die energetische Dimension

In uns wirken zwei grundlegende Kräfte: die weibliche und die männliche Energie. Sie sind keine Gegensätze, sondern entgegengesetzte Pole eines natürlichen Schöpfungsprinzips.
Die männliche Energie steht hierbei für Struktur, Richtung, Fokus. Sie hält, ordnet, rahmt.
Die weibliche Energie hingegen ist Bewegung, Fluss, Empfänglichkeit. Sie spürt, lässt geschehen, vertraut. Erst im Zusammenspiel beider entsteht innere Balance.

Die energetische Dimension ist zudem das Feld, in dem unsere Schwingung entsteht – also jene unsichtbare und einzigartige Signatur, die andere Menschen spüren können. Sie bestimmt, ob wir offen oder verschlossen wirken, ob wir einladen oder abstoßen, ob wir erfüllt oder leer erscheinen. Diese Dimension zeigt sich also in unserer Präsenz, in unserer Art, Räume zu betreten, Menschen zu begegnen, Entscheidungen zu treffen.


Wenn du beginnst, in Einklang mit deiner eigenen Energie zu leben, entsteht dein natürlicher Magnetismus.


Die spirituelle Dimension

Sie öffnet den Raum für Verbundenheit – mit uns selbst, mit anderen, mit der Natur und dem größeren Ganzen.

Hier berühren wir das Mystische, das Unsichtbare, das, was jenseits der Welt liegt, die wir mit den Augen sehen können. Weibliche Spiritualität ist zirkulär, intuitiv, empfangend. Sie erinnert uns daran, dass alles miteinander verwoben ist - und dass der Sinn des Lebens vielleicht auch gerade darin besteht, nicht alles verstehen zu müssen, sondern im Hier und Jetzt wahrzunehmen, was der Moment gerade mit uns macht.

Rituale, Symboliken und zyklische Rhythmen - zum Beispiel die Jahreszeiten oder der Mondrhythmus - sind Wege, uns mit der schöpferischen Intelligenz des Lebens zu verbinden und es voll auskosten zu können.


Die emotionale Dimension

Emotionen sind die Sprache der weiblichen Tiefe. Sie sind Energie in Bewegung (E-MOTION). Sie sind nicht Schwäche, sondern ein Tor zu Transformation und innerem Wachstum.

Weibliche Kraft zeigt sich darin, Emotionen nicht zu unterdrücken, sondern zu halten, zu durchdringen, zu verwandeln. Viele von uns haben früh gelernt, den eigenen Gefühlen nicht zu viel Raum zu geben. Sie zu unterdrücken, weil sie nicht "angemessen" erscheinen.

Oftmals wird diese Unterdrückung mit bewusster emotionaler Kontrolle und Entladung verwechselt - denn letztere lädt uns einerseits ein, uns in unserem emotionalen Zustand zu halten und uns nicht in jeder Situation von unseren Gefühlen kontrollieren zu lassen; andererseits eröffnet sie uns die Möglichkeit, uns den Raum zu nehmen, unsere Gefühle (wenn auch manchmal zu einem späteren Zeitpunkt) anzuerkennen und fließen zu lassen.

Denn lassen wir sie fließen, fließt Energie und somit können wir alle unsere Gefühle nutzen - ihr Potenzial - um daraus etwas Positives zu erschaffen und vor allem Erlebtes zu verarbeiten.

Diese emotionale Alchemie ist ein Geschenk, denn durch sie sind wir in der Lage, innere Balance und Erfüllung zu spüren - auch wenn das Leben nicht immer so verläuft, wie wir es gerne hätten.

Die körperliche Dimension

Unser Körper ist ein lebendiges Bewusstseinsorgan. Ein Tempel. In ihm wohnt Wissen, das älter ist als unser Verstand. In ihm vollzieht sich der ewige Zyklus von Werden und Vergehen, Schöpfung und Zerstörung.

Die weibliche Kraft ist zutiefst körperlich und zyklisch.

Sie zeigt sich im Rhythmus des Zyklus, im Atem, im Spüren, in der Fähigkeit, Leben zu empfangen und zu geben – sei es als Idee, als Gefühl, als tatsächliche Geburt. Wir dürfen - und müssen - wieder nach unserem eigenen Zyklus leben. Wir können nicht alle in die selbe Schublade gepresst werden und zu jedem Zeitpunkt das gleiche Level an “Leistung” abliefern. Beginnen wir jedoch, mit unserem Zyklus, mit unserem Rhythmus, zu leben, fließt die Energie viel kraftvoller und wir können dem Zustand der Dauererschöpfung entfliehen.

Wenn wir unseren Körper wieder als Tempel betrachten, anstatt ihn zu übergehen, bewerten und gnadenlos verbessern zu wollen, verbinden wir uns mit dieser ursprünglichen Weisheit.

Wir beginnen zu hören, was er sagt. Wir beginnen, ihm zu vertrauen. Uns zu vertrauen.


Die kulturelle Dimension

Weibliche Kraft ist nicht nur individuell – sie ist immer auch kollektiv und kulturell geprägt. Sie wurzelt in Geschichten, Mythen und Symbolen, die über Jahrhunderte hinweg über Frauen erzählt wurden und in denen sich spiegelt, wie eine Gesellschaft Weiblichkeit versteht.

Diese Dimension zeigt sich in unseren Rollenbildern, in Sprache, Religion, Erziehung, Kunst und Schönheitsidealen. In all dem, was wir für „normal“ halten und in dem, was wir uns noch immer nicht erlauben. Sie macht sichtbar, dass das, was wir oft als persönliche Themen erleben, in Wahrheit Teil einer viel größeren Bewegung ist: des kollektiven Erwachens der Frauen.

Die kulturelle Dimension erinnert uns daran, dass wir Teil eines langen Weges sind. Ein Teil von Ehrung, Unterdrückung, Vergessen und Wiedererinnerung. Einer Geschichte, die nicht bloß in Büchern nachzulesen ist, sondern vor allem in unseren Körpern, Herzen und Gedanken fortlebt.

Jede Frau trägt Spuren davon in sich: Erinnerungen an Zeiten, in denen weibliche Weisheit geehrt wurde und Wunden aus Epochen, in denen sie gefürchtet war.

Indem wir beginnen, unsere Geschichte anzuerkennen, lösen wir die Trennung zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf und geben dem Weiblichen in uns den Platz zurück, der ihm immer zustand.


Das Zusammenspiel der Dimensionen

Weibliche Kraft lebt nach meiner Auffassung nicht in einer dieser Dimensionen allein, sondern in ihrem Zusammenspiel.

Wenn eine fehlt oder geschwächt ist – etwa die emotionale Tiefe, der Körperbezug oder die spirituelle Anbindung – spüren wir eine Form von Mangel. Wir fühlen uns als Frau nicht „vollständig“, nicht „bei uns“. Wir erleben uns dann nicht in unserer gesamten Präsenz, haben das Gefühl, etwas würde fehlen und wir geraten aus dem Gleichgewicht.

Erst wenn alle Schichten miteinander verbunden sind, entsteht das, was ich „die weibliche Ganzheit“ nenne: ein (Lebens)Gefühl von Integrität, Authentizität und innerem Frieden. Ein „Zuhause-Sein“, in uns - und genau darum geht es, denn je mehr wir mit uns selbst verbunden sind, umso stärker und eindrucksvoller ist das, was wir erschaffen können. Denn du kannst im Außen nicht finden, was in dir verborgen liegt.


Ein neuer Zugang zur Weiblichkeit

Diese sechs Dimensionen sollen kein starres Konzept sein, sondern vielmehr Richtungsweiser, an denen wir Frauen uns bei der Rückkehr zu uns selbst orientieren können. Eine Orientierung, um sich selbst in all der Vielschichtigkeit des Frau-Seins wiederzufinden. Ein Versuch, die unglaubliche Tiefe überhaupt begreifen zu können.

Wenn Frauen sich wieder an diese Ganzheit erinnern, beginnt die nachhaltige Heilung. Nicht nur in jeder einzelnen Frau selbst, sondern auch in unserem Kollektiv.

Genau darin liegt der Kern meiner Arbeit: Frauen zu begleiten, wieder in Kontakt zu treten mit all dem, was sie sind. Mit ihrem Körper. Ihren Gefühlen. Ihrer Tiefe. Ihrem inneren Wissen. Mit all ihren Facetten.

Mit ihrer ganzen, machtvollen weiblichen Kraft.

Entdecke meine Räume für wahre Frauenpower
 

Love, Josie

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